Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS)
Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen, unter der in Deutschland mindestens 1 Million Frauen leiden.
Obwohl das Krankheitsbild schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt ist, sind die genauen Ursachen im Grunde noch unklar. Ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen wird angenommen.
Das PCOS ist durch eine Erhöhung der männlichen Hormone (Androgene) im Blut gekennzeichnet. Dabei kommt es zu Zyklusstörungen, die oftmals mit einem unerfüllten Kinderwunsch einhergehen. Zudem treten auch äußerliche Veränderungen wie eine über die Pubertät hinaus andauernde Akne, Haarausfall (androgenetische Alopezie) oder eine vermehrte Körperbehaarung (Hirsutismus) auf. Bei etwa 75% der PCOS-Patientinnen finden sich im gynäkologischen Ultraschall auch die charakteristischen polyzystischen Eierstöcke (Ovarien). Viele betroffene Frauen leiden auch an Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas), in Deutschland ca. 74%.
Übergewicht und Adipositas erhöhen bei betroffenen Frauen das Risiko, an einem „Alterszucker“ (Typ 2 Diabetes mellitus) zu erkranken. Das Risiko für die Entwicklung eines Schwangerschaftszuckers (Gestationsdiabetes) ist etwa 3-fach erhöht. Zudem neigen sie häufiger zu Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck.
Bei Frauen mit PCOS findet sich eine erhöhte Frühabortrate (Fehlgeburt innerhalb der ersten 16 Schwangerschaftswochen). Je nach PCOS-Kollektiv (spontane Schwangerschaften, IVF-Schwangerschaften etc.), finden sich Frühabortraten zwischen 30 und 50%. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht bis ins Detail geklärt.
Bei allzu seltener Menstruationsblutung wird befürchtet, dass das Risiko erhöht ist, an einem Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) zu erkranken. Eine Zyklusnormalisierung ist beim PCOS daher erforderlich, um Spätfolgen vorzubeugen.
Bei Frauen mit PCOS findet sich zudem im Vergleich zu Frauen ohne PCOS ein 3-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Autoimmunthyreoiditis. Die Autoimmunthyreoiditis (= chronische Autoimmunentzündung der Schilddrüse, AIT) ist die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion. Eine Untersuchung auf das Vorhandensein einer AIT ist daher bei jeder PCOS-Patientin sinnvoll.
Die für das PCOS charakteristischen Veränderungen im Erscheinungsbild, insbesondere der Hirsutismus und die Adipositas, gehen mit einer Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens, des Selbstbewusstseins und der Sexualität betroffener Frauen einher. PCOS-Patientinnen weisen im Unterschied zu gesunden Frauen eine deutlich reduzierte Lebensqualität auf. Im Einzelnen schildern sie stärkere Einschränkungen im Bereich körperlicher, alltagsbezogener und sozialer Aktivitäten durch gesundheitliche Probleme.
Zur vollständigen Diagnostik des PCOS sind die ausführliche Erhebung der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung, die Durchführung von Blutuntersuchungen und ggf. ein Ultraschall der Eierstöcke notwendig.
Derzeit gibt es leider keine Möglichkeit, PCOS zu heilen. Es stehen aber Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um die Beschwerden zu verbessern oder sogar zu normalisieren. Die Behandlungsmöglichkeiten des PCOS sind vielfältig und sollten individuell entsprechend der Beschwerden jeder einzelnen Patientin abgewogen werden. Die individuellen Therapieoptionen sollten mit den betreuenden Ärzten besprochen werden. Hier ist eine Zusammenarbeit von Endokrinologen, Gynäkologen und Dermatologen gefordert. Eine psychologische Begleitung kann, zusätzlich zu den medikamentösen Therapieverfahren, oft eine wertvolle Hilfe sein.
Weitere Informationen zum PCOS erhalten Sie unter: pcos-selbsthilfe.org
Lokalzeit Ruhr vom 15.07.2006
Frau TV 2004